Mittwoch, 26. Mai 2010


Ich gehe gerne in die Sauna, vermeide es aber, mich an Gesprächen zu beteiligen, sondern lese lieber ein Buch. Als ich letzthin aus der Dusche kam, baute sich ein anderer Stammgast strahlend vor mir auf und sagte, er sei der George. Ich erklärte ihm, dass ich aber nur mit Menschen per du sein möchte, die ich längere Zeit kenne und schätze - und nicht, weil man gemeinsam nackt sei. Seine Miene verfinsterte sich. Habe ich mich korrekt verhalten, oder hätte ich das Du annehmen müssen? Thomas H., per E-Mail

In der Sauna muss man leider, der Hitze wegen, auf vieles verzichten, womit man sich sonst die Mitmenschen vom Leib hält: das Handy, den MP3-Player samt Kopfhörer oder Sonnenbrillen. Bleibt nur das gute Buch, und das haben Sie bereits im Einsatz, offenbar aber nur mit mässigem Erfolg. Ich meine: Sich duzen tut man, weil einen gewisse Dinge im Leben auf emotionaler Ebene verbinden - oder weil man täglich miteinander zu tun hat. Aber nicht, weil man sich hin und wieder nackt in der Sauna trifft! Ich finde Ihre Entscheidung also absolut richtig, wenngleich sie natürlich für den armen George etwas bitter war. Denn gerade da, wo man ausser der eigenen Haut nicht viel hat, um sich seiner Würde zu vergewissern, tut etwas Distanz und Förmlichkeit sehr gut.

Nachtrag vom 27.5.2010 von Leserin Monica H.:
Mit Stil hat es wohl kaum etwas zu tun, wenn jemand ein Buch in der Sauna liest! Ich, eine rege Saunagängerin, war entsetzt, als ich las, dass das gute Buch in der Sauna i.O. sei! Die Druckerschwärze ist sicher Gift in der Sauna. Es ist viel zu heiss! Und wenn jemand unbedingt ein Buch oder gar eine Zeitung in der Sauna liest, sollte aus der Sauna verbannt werden! Also bitte korrigieren Sie Ihre Aussage.

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