Sonntag, 7. August 2011

Wie sollte eine E-mail-Adresse lauten?

Wie hätte eigentlich eine akzeptable, persönliche E-Mail-Adresse auszusehen? Vor allem die Wahl der Domain fällt mir schwer, denn ich finde den eigenen Nachnamen anmassend, aber Adressen «ab Stange», etwa Gmail oder gar Hotmail, auch nicht stilvoll. Was empfehlen Sie? Niklas D., per E-Mail

E-Mails sollten, wenn man nicht auf der Flucht vor der Obrigkeit ist, so kurz und prägnant wie möglich sein, und am besten auch logisch. Ich bin sehr für vorname.nachname@provider.com, benutze aber auch gerne die in der Fussnote angefügte kurze Variante mit Initialen. Den eigenen Nachnamen als Domain zu führen, ist sicher nicht falsch, aber nicht mehr so exklusiv und aufsehenerregend wie einst. Gmail, GMX, Mac, Bluewin und dergleichen sind akzeptabel. Etwas anders verhält es sich mit Yahoo und Hotmail, das sieht doch mehr nach einer geheimen Flirt-Adresse eines Halbwüchsigen statt nach erwachsener elektronischer Post aus. Zu sehr um Geschwindigkeit und Sparsamkeit bemüht wirken Zusätze wie hispeed.ch oder freenet.ch. Das klingt fast wie compuserve.com, der Pionier der Internet-Steinzeit.

Replik von Leser Gerhard R.:
Ich geniesse Ihre Kolumne – Gott sei Dank gibt es noch jemanden in der Schweiz, der sich öffentlich für guten Stil einsetzt! und bin mit Ihnen meist einer Meinung. Was E-mail-Adressen angeht, habe ich hingegen eine andere Sichtweise. Wir dürfen davon ausgehen, dass jede Art von Adresse die gleiche Funktionalität aufweist. Das Wort Steinzeit ist also nicht angebracht, weil es auf eine technische Unterlegenheit hinweist, die nicht zutrifft. Was noch viel wichtiger ist: Tradition ("Steinzeit") respektive "Kulturerbe" ist ein wichtiger Bestandteil guten Stils. Über eine Adresse aus der Internet-Steinzeit zu verfügen, zeugt also von Traditionsbewusstsein, Pioniergeist und eben... Stil. Und Adressen, die nicht mehr ausgegeben werden, sorgen für Exklusivität. pop.agri.ch war etwa der erste Schweizer Mail-Provider. In der Zwischenzeit hat dieser mehrmals den Namen gewechselt (heute "green.ch"), das kleine Häufchen derjenigen, die noch immer pop-agri-Benutzer sind, erkennt sich untereinander wie die Besitzer von tiefen Kantons-Kennzeichen (bloss dass man diese Nummern für profanes Geld haben kann, was wiederum stillos ist, einzig die vererbte tiefe Nummer kann man noch gelten lassen).

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