Ich weiss nicht genau, wie die Kleidervorschriften für die Verleihung des Schweizer Filmpreises im KKL Luzern lauteten, aber gerade die Garderobe der anwesenden Herren war zum Teil haarsträubend. Dem Fass schlug Christoph Marthaler den Boden raus, der im Freizeitlook mit hellbraunen Schuhen auftrat. Was ist nur mit den Schweizer Männern los? Rosemarie S., Solothurn
Sie sprechen mir sehr aus dem Herzen, liebe Leserin! Denn auch ich hatte in den letzten Wochen das zweifelhafte Vergnügen, mich über die Gala-Stilkompetenz der Schweizer Society live ins Bild zu setzen, und zwar am Swiss Music Award in Zürich. Das Grauen, welches sich dort über den roten Teppich schob, steckte mir noch derart in den Knochen, dass ich es am letzten Wochenende glatt versäumt habe, auch die Live-Übertragung der «Schweizer Oscars» namens Quartz in Luzern zu schauen. Inzwischen habe ich mich aber darüber ins Bild gesetzt, was Ihr geschultes Auge gereizt hat. Da wie dort hiess der Dresscode, der vom Veranstalter ausgegeben wurde, «black tie» bzw. «festliche Abendgarderobe», was die meisten Schweizer aber bequem als «dunkler Anzug» lesen. Das ist schlampig, denn richtig wäre einzig der Smoking mit schwarzer Fliege, wie es Bundesrat Didier Burkhalter vorbildlich zeigte. Damen tragen an solchen Anlässen lange Kleider (wie Marie Leuenberger), niemals jedoch Hosen oder kurze Röcke. Aber eben: In Mitteleuropa (also nicht nur in der Schweiz) stapelt man für solche Termine gerne etwas zu tief und erscheint, wie es das rappende Jungvolk immer tut, demonstrativ in Lederjacke oder Kapuzenpulli. Armselig und unfein.
Freitag, 26. März 2010
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